Warum löst das Wort "Gott" so oft allergische Reaktionen aus? Warum bevorzugen viele Menschen heutzutage die Bezeichnung "spirituell, nicht religiös"? Entdecke in unserem neuen Blogartikel, wie wir diese beiden Begriffe wieder als Synonyme erkennen können.
Die Abneigung gegen das G-Wort: Warum immer mehr Menschen sich als spirituell, aber nicht religiös bezeichnen
Leidest Du auch unter einer Abneigung gegen das G-Wort? Immer mehr Menschen bezeichnen sich heutzutage als spirituell, aber nicht religiös. Sie möchten nichts mit einem Gott zu tun haben, der über sie richtet, sie streng überwacht und ihre Sünden bestraft. Der autoritäre Herrscher im Himmel wird von vielen als unerträglich angesehen, da er nur durch die strikte Einhaltung moralischer Dogmen erreicht werden kann.
Besonders in Europa lasteten jahrhundertelang Schuld- und Sühnevorstellungen schwer auf der Seele der Menschen, die als Sünder definiert wurden. Glaubenskriege, Kreuzzüge und Inquisition haben zugroßem Leid, Unterdrückung und dem Verhindern von zivilisatorischem Fortschritt geführt. Schon allein die Erwähnung des G-Wortes lässt bei den Kollegen im Büro die Nackenhaare zu Berge stehen.
Die Ablehnung Gottes trägt wenig dazu bei, die tiefe Sehnsucht des Menschen nach Transzendenz und tiefgreifenden Erfahrungen zu mindern. Der Buddhismus ist eine nicht-theistische Religion ohne Gott und daher für viele Suchende heute attraktiv. Wenn man in ein buddhistisch geprägtes Land wie Thailand reist, wundert man sich über die zahlreichen Buddha-Statuen. Diese werden durch unzählige Gebete, Rituale und Prozessionen regelrecht vergöttert.
„Möge die Macht mit Dir sein“
In der New Age Bewegung gibt es zahlreiche Konzepte, die lediglich als Ersatz für eine höhere Macht dienen. Dort tummeln sich Prana Propheten, Lichtarbeiter und Energie Ingenieure, die sich selbst als nichtreligiös bezeichnen.
Ihr Ziel ist es, die Kundalini zu erwecken oder die Merkaba zu aktivieren. Oder sie versuchen den Montagepunkt zu verschieben oder eine Verbindung zu den Plejaden herzustellen. Was auch immer sie suchen mögen, ihr Wunsch ist es, diese Erfahrungen zu machen und sie reagieren empfindlich auf das Wort "Glauben".
Neo-Advaita ist eine moderne Auslegung der non-dualistischen Lehren Indiens, die sich durch eine gemeinsame Eigenschaft auszeichnet: den vollständigen Verzicht auf den Begriff "Gott". Die Praktizierenden glauben, dass sie die ultimative Realität erlangt haben, sobald sie erkennen, dass sie nicht der Körper und der Geist sind. Sie wiederholen mantraähnlich den Satz "Ich bin reines Bewusstsein". Dieser Ansatz kommt dem narzisstischen Streben des Menschen entgegen, sich selbst als Gott zu erklären.
Die moderne materialistisch-mechanistisch orientierte Wissenschaft ist sich möglicherweise nicht bewusst, dass sie einen religiösen Eifer aufweist. Ähnlich wie religiöse Überzeugungen basiert auch der moderne Wissenschaftsglaube oft auf bestimmten Annahmen und Prinzipien, die als wahr angenommen werden.
Diese Annahmen können nicht immer empirisch bewiesen werden, sondern beruhen oft auf
Vertrauen und Glauben. Darüber hinaus gibt es in der modernen Wissenschaft häufig einen blinden Autoritätsglauben und Rituale, wie das Peer-Review-Verfahren.
"Alles, was hier existiert, ist nur Ishvara."
Viele moderne Lehrer des Advaita Vedanta vermeiden das Wort "Gott" so gut es geht, da sie wissen, dass damit viele falsche Vorstellungen und Komplexe einhergehen. Der Hinduismus wird oft als polytheistische Religion bezeichnet. Ein Vedantin würde sagen, dass es im Hinduismus weder einen noch viele Götter gibt, sondern nur Gott.
Der technische Ausdruck für diese allmächtige und allwissende Kraft, die die gesamte Schöpfung durchdringt und aus sich selbst heraus erschaffen hat, ist Ishvara. Vedanta besagt, dass deine wahre Natur auf einer essentiellen Ebene eins mit Ishvara ist.
Ishvara manifestiert sich in der Welt als Naturgesetze, Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten. Er manifestiert sich auch in deinem Körper und Geist u.a. als biochemische, psychologische, ethische, energetische, soziale und kulturelle Ordnung und organisiert all diese Aspekte auf kohärente Weise.
Nichts existiert außerhalb dieser allumfassenden Ordnung. Begriffe wie "spirituell" und "religiös" erscheinen wieder als das, was sie schon immer waren: Synonyme. Wenn ich sage, dass ich Gott bin, könntest du sofort den Krankenwagen rufen. Wenn ich jedoch hinzufüge, dass du, der Tisch, die Stubenfliege, Objekte, Zeit und Raum ebenfalls Gott sind, wirkt es nicht mehr ganz so verrückt. Jede Situation, in der du dich gerade befindest, ist Ishvara.
Das Bewusstsein darüber, dass alles hier Ishvara ist, ermöglicht dir ein intelligentes und
pragmatisches Leben zu führen, denn ich kann mich nicht von Ishvara entfremden. Du hast die Einstellung, dass du die ganze Zeit mit Ishvara verbunden bist. Das ist intelligentes Leben und die Grundlage für Bhakti Yoga und Karma Yoga.
Und du, liebe Leserin oder lieber Leser, wie würdest du dich selbst bezeichnen - als spirituell oder religiös? Wo siehst du die Chancen, Grenzen und Unterschiede zwischen diesen Begriffen? Gelingt es dir, sie als Synonyme zu vereinen? Teile gerne deine Gedanken in den Kommentaren. Ich freue mich darauf! :-)
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